Sonntag, 6. September 2015

die große Überfahrt

Jeden Morgen versichern wir Passagiere einander, wie toll wir es mit unserer Überfahrt gerade treffen. Sonne, Frieden, Entschleunigung pur. Südamerika rückt näher, die Anzeige auf der Brücke dokumentiert, dass wir gerade an einem lauen Äquatorialabend die 5000-Meilen-Marke geknackt haben.
Als Stammgast auf der Brücke werde ich in die Geheimnisse der elektronischen Karten eingeführt und lerne das Radar deuten.
An Bord wird in alter Tradition alle zwei Stunden die Position in echte Seekarten eingetragen, in Küstennähe dann stündlich. Beim Kartenstudium fällt mir auf, dass vor der Küste Brasiliens auf wenigen Meilen Distanz der Meeresboden von weit über 5000m zunächst 1000m Tiefe ansteigt und im nächsten Sprung 40m seicht wird. Und genau an diesem Gebiet sind sie in großer Zahl da: Die Wale!
Stundenlang begleiten sie uns, springen, winken mit der hellen Flosse oder lassen spielerisch den Schwanz auf die Wasseroberfläche klatschen. Immer wieder springt einer der Buckelwale weit aus dem Wasser und fällt unter einer großen Gischtfontäne auf die Oberfläche. Da kann einem doch gar nicht fad werden... (allerdings wollen die Riesen nie fotogerecht ins Bild springen, sorry...)
Nach tagelanger einsamer Fahrt sehen wir wieder Lichter. Ein paar Schiffe, aber auch Ölförderplattformen vor der Küste tauchen am Radar auf. Der Vollmond steht riesengroß am Himmel. 

Der Ozean wirkt endlos, dunkel, ist aber doch so hell, dass ich diese Endlosigkeit fast zu sehen meine. Dieses Firmament ist natürlich das perfekte Setting für ein weiteres Barbacue, das Crew, Offiziere und Passagiere an einen Tisch bringt. Gaby und ich setzten uns bewusst zur Filippino-Crew, aber außer ein paar Floskeln will sich kein Gespräch entwickeln. Zu groß ist offenbar die Kluft zu den Passagieren und auch die Sprache ist ein Problem...













Und dann kommt es umgekehrt zur Wettervorhersage des Käpt´n: am 28. August, an der Küste, unmittelbar vor dem Einlaufen nach Vitoria kommt der Wetterumschwung: Wolken, Wind und etwas Nieselregen...

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