Dienstag, 22. Dezember 2015

der große Sprung vorwärts

Abwechslung tut not – nach soviel Gebirgseindrücken, Lagunen und Felsformationen können wir die Anden gar nicht mehr richtig schätzen.

Also entschließen wir uns, anstatt die Ruta 40 südwärts zu nehmen, quer durch das Land zu fahren und nehmen uns die Halbinsel Valdes als nächstes Etappenziel.

Unterwegs schauen wir noch in „Ches Kinderstube“ vorbei – der asthmakranke Revolutionär hat die Kindheit im Luftkurort Alta Gracia nahe der Großstadt Cordoba verbracht. Im Museum, seinem alten Wohnhaus, finden wir das Motorrad vor, mit dem er Südamerika bereist hat, erfahren, dass seine Eltern adelige Plantagenbesitzer gewesen sind, die ihm eine finanziell eher sorgenfreie Jugend ermöglicht haben – und dass er schon als Bub die Spiele seiner Clique organisiert hat. So also wird man Weltverbesserer (und Ikone der Ideologie-Kommerzwelle). 

Ich diskutiere mal kurz mit dem Ideal meiner Jugend und nehme auf der Bank platz, die 2006 schon Fidel Castro und Hugo Chavez abgewetzt haben...



Als Kontrastprogramm bietet der Ort ein interessantes Weltkulturerbe – eine von Jesuiten errichtete Estancia aus dem 17. Jh. Auch hier wurde wohl versucht, die Welt zu verbessern und die lokalen Indios zu bekehren...

Nach einem Kurzbesuch im etwas weniger herausgeputzen Cordoba – ich bin versucht, ein Denkmal für den Hans Krankl zu errichten, schließlich hat er „uns“ hier zum denkwürdigen 3:2 gegen die BRD bei der Fußball-WM 1978 geschossen – beginnt das Kilometerfressen Richtung Patagonien.

   

Vor uns liegen 2000km Flachland. Ab in die Pampa! 

Es wird uns nicht langweilig in diesem riesigen Sojaanbaugebiet.  Der Wettergott macht´s möglich. Tiefhängende Wolken, Sturmböen, Wetterleuchten begleiten uns.


In Rio Quarto sind wir kurz nach einer lokalen Sintflut, Häuser stehen unter Wasser, große Pick-ups sind in den Graben gespült worden. Der Himmel macht auf unschuldig und zelebriert hinter den Wolken einen tief orangefarbenen Sonnenuntergang.


Der nächste Tag bringt neben Sonne einen anständigen Hagelsturm, der ein paar kleine Dellen in der Motorhaube hinterlässt. Dafür schaffen wir heute 830km, mit Abstand die längste Etappe unserer Reise, praktisch ermüdungsfrei. Da freuen wir uns über die PKW-Eigenschaften unseres Landcruisers...

Zur Belohnung sind wir gegen Abend in Las Grutas, wo eine riesige Kolonie von (leider sehr unmelodiös kreischenden) Papageien in den Uferklippen nistet. Und ein Bad im Atlantik erweist sich hier als gar nicht so kalt!

Die Fahrt durch die Pampa ist spritsparend (wir kommen auf rund 11 Liter Diesel) und wir freuen uns, als wir sehen, dass der Spritpreis in Patagonien subventioniert und damit etwas günstiger ist.

Der Kilometerzähler überwindet ohne Schwierigkeiten die 280.000km-Marke und durch den „großen Sprung südwärts“ haben wir nun rund 15.000km in Südamerika zurückgelegt.

Nun hoffen wir, zeitgerecht auf der Halbinsel Valdes einzutreffen, um Wale noch vor ihrer Abreise Richtung Antarktis anzutreffen!

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