Dienstag, 12. April 2016

An den Anden - unterwegs nach Ecuador

Ein letztes Verkehrschaos noch. Nichts hält einen in der staubigen Großstadt Sullana ganz im Norden Perus - außer die tausenden dreirädrigen Mototaxis, die wie Straßengelsen in allen Richtungen um uns herumschwirren. 

Es ist Wahlsonntag, da fährt man in den Heimatbezirk, die Straßen sind voller Leben. Alles scheint völlig unkoordiniert. Aber es gibt auch hier deutlich weniger blechbeschadete Autos als etwa in Süditalien. Wie machen das die Peruaner?

Nachdem wir die Stadt doch erfolgreich durchstaut haben folgt zunächst ein wundersamer Anblick: Entgegen kommt uns ein richtiges Wohnmobil – mit Grazer Kennzeichen! Leider sind wir ohne Stopp aneinander vorbeigerauscht, zu viel Verkehr für einen raschen Halt. Wenn sie gerade aus Ecuador kommen – na, die werden sich freuen über den Verkehr in Peru...
Der Boden bringt langsam etwas Grün hervor, die Wüste weicht der Steppe, die Gegend gleicht in vielerlei Hinsicht der Sahelzone. Dann geht es gleichmäßig bergauf und die Vegetation wird intensiver, etwa 30 Minuten nach Sullana wähnen wir uns schon in den Tropen, regenschwangerer Himmel inklusive. Reisfelder, Palmen, Bananenstauden...
Immerhin sind noch zwei Autofahrer vor mir, die an der peruanischen Grenze mit ihrem Fahrzeug einreisen möchten. Der vom Computerprogramm sichtlich geforderte Beamte erledigt dies elegant in rund 20 Minuten. Immerhin hat er auch einen Assistenten, der die diversen Dokumente kopiert und im dicken Aktenstapel vergräbt.
Jenseits der von Japan spendierten Grenzbrücke geht die Einreisebürokratie etwas rascher vor sich, in weniger als einer Stunde haben wir die Grenze passiert.
 
Willkommen in Ecuador! Unsere Autoversicherung gilt hier allerdings nicht mehr – und eine solche am Sonntag um 16 Uhr an einer ziemlich unbelebten Grenze zu organisieren – unmöglich. Also reisen wir zunächst ohne Versicherung (eine solche kostet zwar nicht viel, hat aber lächerliche Deckungssummen – sofern sie überhaupt zahlt, ergo „eh scho´ wurscht...“). Versicherung ist übrigens seit dem Vorjahr hier nicht mehr verplichtend.
Von den wüstenhaften Küstenabschnitten sind wir vielleicht hundert Kilometer entfernt – aber in einer anderen Welt. Tief hängen die Wolken an den Andenhängen und bald werden wir vom dichten Nebel verschluckt. Nieselregen. Gaby widerruft ihre Ansicht „in den Wolken könne es nicht schütten“. Wenn kurz der Blick freigegeben wird, offenbart sich eine Landschaft zwischen Voralpenland und Golfplatz. Hügelig hübsch, gepflegt, weil sichtlich intensiv bewirtschaftet und fast müllfrei an den Straßenrändern.
Wir befinden uns auf der Panamericana, die Schilder zeigen, dass diese lächerliche 1100km durch Ecuador führt. Das Land ist zwar relativ klein – aber die vielen Kurven ermöglichen die Streckenlänge.
   
Nach einem Zwischenstopp in einem hübschen Provinznest erreichen wir am Tag zwei in Ecuador die drittgrößte Stadt des Landes, Cuenca. Viel Leben gibt es in der Altstadt, man bereitet sich auf die Feiern zum morgigen Gründungstag der Metropole vor. Der Straßenverkehr ist übersichtlich und geordnet, ganz wie daheim. Sogar Blinker haben eine gewisse Gültigkeit!
   
Wir bummeln den Nachmittag lang durch die Stadt, genießen ein paar Sonnenstrahlen, die auf die kolonialen Fassaden leuchten. Wir streifen durch die zahlreichen Märkte, die fürs Fest aufgebaut worden sind, lauschen mehr oder weniger tonalen Bands – aber alles westliche Musik – und lassen uns ein einheimisches Nachtmahl schmecken. Um 7 Dollar sind die beiden Reisgerichte mit Bohnen und etwas Fleisch nicht teuer.
So richtig billig wird’s aber erst an der Tankstelle: Diesel kostet US$ 1,03. Allerdings nicht für den Liter sondern für die Gallone (ca. 3,7 l)!
Eine betrübliche Entdeckung mache ich dann bei unserem Quartier: Der Versuch, die Beifahrertür aufzusperren scheitert – es war versucht worden, das Schloss gewaltsam zu öffnen, was nicht gelungen ist. Aber kaputt ist es trotzdem. Wahrscheinlich hat sich dies bei unserer letzten Station in Peru, in Colan ereignet. Gaby fühlt sich etwas verunsichert - ich befinde, Autos sind auch schon an anderen Orten der Welt aufgebrochen worden, kein Grund zur Panik - natürlich müssen wir aufpassen, aber wir wollen lieber das viele Positive genießen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen