Mittwoch, 25. Mai 2016

In die Anden und nach Peru

Eigentlich sollte man ja in Ecuador bleiben. Wo sonst gibt es vier Liter Diesel um einen Euro???
Aber wir sind mit dem Land noch nicht richtig warm geworden und möchten es auf unserer letzten Teilstrecke nochmals probieren, ob wir eine Liebe für Ecuador finden können.
Wir lassen die endlosen Bananenplantagen hinter uns und winden uns bergwärts, den Wolken entgegen. Das Wetter bleibt aber besser als es zunächst aussieht und obwohl wir einen Teil der Strecke zum zweiten Mal fahren – es ist Neuland für uns, ohne dichten Nebel sieht das recht zersiedelte Hochland einfach nach mehr aus.
Wir fragen uns, ob hier wohl alles mal bewaldet war. Heute gibt es nur mehr Eukalyptus und vereinzelte alte Bäume auf den Berghängen und kleinen Hochbecken, ansonsten ist alles der Landwirtschaft gewichen.
   
Mit viel Interesse fahren wir nach Incaprica, schließlich sind wir ruinenentwöhnt. Als wir aber das kleine Häufchen zu Tode restaurierter alter Steine aus der Inkazeit sehen, sparen wir uns das Eintrittsgeld. 
In Cuenca angekommen, meint ein junger Slowene, der im gleichen Hostal logiert – und seinen Lebensunterhalt mit ein paar Milchkühen auf einer Farm bei Quito verdient! - zu Incaprica: „Yes, it´s nothing – but they are so proud of it...“
Cuenca ist bei unserem zweiten Besuch nicht wiederzuerkennen: statt der zahllosen kleinen Märkte, die vor drei Wochen alle Gassen gesäumt haben, herrscht geschäftiges Treiben und die alten Häuser und gepflasterten Gassen kommen besser zur Geltung. 
   
Es gefällt uns wieder hier, außerdem können wir einige wichtige Dinge erledigen: Der Kamera-Sensor erhält eine Reinigung, für meine Brille finde ich einen hochklappbaren Sonnenbrillenaufstecker (sehr praktisch bei wechselnden Lichtverhältnissen unterwegs!) und Gaby kann ihr etwas ausgeleiertes indisches Silberarmketterl fachmännisch verkürzen lassen.
  
Und nach dem abendlichen Regenguss hat die leicht morbide Altstadt ein zauberhaftes Flair...
Nach soviel Stadt zieht es uns wieder in die Natur – und unsere Route folgt den Bedürfnissen: Wir möchten nun bis nach Cuzco im Süden Perus immer in den Anden bleiben. Das bedeutet, wir wollen interessante und „interessante“ Strecken befahren.
   
Der erste Teil ist Freude pur, über guten Asphaltpfad gelangen wir nach Vilcabamba, einen absolut relaxten Ort inmitten herrlicher grüner Hügel. Einen davon erklimmen wir hoch zu Ross, was bedeutet, dass wir dann auf rund 3000m sind.
  Der 360-Grad-Ausblick dort oben lässt uns lange verharren, dazu gibt’s einen Einblick in die Landwirtschaft.
  
Wir streifen durch den Garten unseres Führers, durch Bananen-, Papaya-, Limonen- und Kaffeegewächse, bunt gemischt. Dazu Hühner, Schweine, Rinder, zwei Hunde und eben ein paar Pferde. Und alle hier futtern Bananen! Unser Gastgeber Holger (ehrlich, auch diesen Namen gibt es hier!) bereitet am offenen Feuer Kaffee, dazwischen ist Tierfütterung angesagt. Einfaches Leben als Bergbauern – aber Handyempfang gibt es trotzdem und ein weiteres Haus in der Ortschaft bietet Abwechslung.
In diesem Gebiet haben sich inzwischen über 1000 Europäer niedergelassen, viele agile Rentner schätzen das milde Klima und bauen sich tolle Häuser in die Landschaft und am Hauptplatz tummeln sich die Alt- und Junghippies...
  


Angeblich leben hier überdurchschnittlich viele Hundertjährige – aber diese Geschichten kennen wir ja aus Griechenland...
Wenig südlich des üppigen Tals wird es „interessant“: die Straße weicht der Piste und es geht in Serpentinen auf und ab. Für die nächsten 120km benötigen wir daher rund 4 Stunden. Dann sind wir in Zumba, ein extrem unscheinbarer Ort, der Gaby aber Sehnsucht nach ihrem Fitnesstraining beschert. Weil wir eh recht schnell unterwegs sind, schaffen wir auch noch die Strecke bis zur Grenze, weitere 30km auf schmaler Piste.
   
Ein Grenzübergang wie ein Besuch bei Freunden erwartet uns. Entspannter und freundlicher geht es wohl nicht mehr... Nach rund 5 Minuten haben wir die ecuadorianische Grenze passiert und verlassen das Land mit herzlichen „Suerte!“-Wünschen von Zöllner und Grenzposten. Dann sitzen sie wieder im Beisl. In den letzten Tagen können wir uns doch noch mit Ecuador anfreunden - was Wetter und Landschaft doch ausmachen!
Statt der gebrechlichen Fähre erwartet uns eine neue Brücke und auf der anderen Seite der peruanische Zoll sowie eine Überraschung.
Zunächst die Formalitäten. Bei der Immigration werden wir höflich gefragt, wie lange wir im Land bleiben möchten. „Drei Monate, bitte!“ „Kein Problem, dann trag´ ich 100 Tage ein! - Ähem, welches Datum ist heute?“ Dann stellt er das Datum des Einreisestempels um. Mit anderen Worten: Heute sind wir sicher die ersten – aber es ist ja auch erst 17 Uhr... Etwas komplizierter wird es beim Zoll. Der kleine, bebrillte freundlich lächelnde ältere Herr erklärt uns, fürs Auto kann er maximal drei Monate genehmigen. Kein Problem. Ein Problem ist allerdings der Computer. Das Format des neues Formulars will nicht passen ausgedruckt werden...
Also versuche ich den Amtscomputer richtig einzustellen. Zusätzlicher Spaß: alles auf spanisch im Blechtrottel, eh klar. Nach einigen Fehldrucken und flehenden Blicken von uns allen schaffen wir auch diese Hürde und der Grenzschranken geht nach ordentlich Small Talk nebenbei für uns hoch. Wir kommen wieder nach Peru, begleitet von einem ganz netten Zöllnerlächeln.
   
(Ein Tipp für Südamerika: Pässe gleich mit der Einreisekarte kopieren, wird von den Polizeikontrollen akzeptiert und man muss nicht das Originaldokument aus der Hand geben. Hier hat auf unsere Bitte hin gleich der Zöllner die Kopierarbeit für uns erledigt...)
Die Überraschung? Seit ein paar Wochen führt die neue Asphaltstraße bis zur Grenze, wir kommen also so rasch weiter, dass wir gerade mit der Dunkelheit im größeren Ort San Ignacio eintreffen. 

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