Mittwoch, 3. August 2016

Pantanal – Jaguar, wo bist du?

Im Laderaum hat einer gelauert. In weiße Tücher gehüllt, in einem eigenen Abteil untergebracht, das Schmuckstück der Schiffsladung bei der Überfahrt nach Südamerika: ein Jaguar XF. Für einen brasilianischen Kunden. Schön hat der ausgesehen...
Wir sitzen nun in einem Alu-Boot mit 100PS Außenborder und suchen hier einen Jaguar, kein blechernes Importstück, sondern das lebendige, getüpfelte und bestens getarnte Raubtier. Ach, wie toll muss so ein geschmeidger, kräftiger Körper  aussehen... Nach dem Tiger die größte Katze auf dem Planeten und die mit dem stärksten Gebiss, die als einzige mittels Biss durch die Schädeldecke töten kann.
Jetzt, im Juli, ist die beste Zeit, um sein Glück zu versuchen. Das Sumpfgebiet des Pantanal trocknet langsam auf, die Wasserstellen werden weniger, immer mehr Tiere drängen sich an den Ufern der größeren Flüsse. Ein kulinarisches Paradies für Jaguare!
Dichter Nebel liegt über dem Fluss, als wir im Morgengrauen starten. Wir sind in unsere Daunenjacken gehüllt und der eisige Fahrtwind treibt uns Tränen in die Augen. Der tiefrote Sonnenaufgang macht es zunächst mal psychologisch wärmer...
   
Die Nebelfetzen verschwinden von der Wasseroberfläche, die Sonne setzt sich durch und wir haben unseren ersten Tageshöhepunkt: Eine Gruppe von Riesenottern planscht um einem ins Wasser gestürzten Baum beim Fischfrühstück: jeder hält einen ziemlich großen Wels in den Vorderpfoten und genießt die Mahlzeit ebenso wie die Morgensonne... 
   
Eine ganze Menge Vögel sitzen auf Ästen, fliegen umher und stelzen durch das flache Wasser. Von den zierlichen, flinken Amazonas-Eisvögeln bis zu den großen, weißen Jabirus mit roter Halskrause gibt es wohl jede Größe hier … Manch einer geht mit langer Telelinse tagelang auf Vogelsafari – wir aber suchen den Jaguar... 
   
Gemächlich tuckern wir durch Seitenarme: Kaimane, kleine Teiche: mehr Kaimane, dann fahren wir wieder auf einem breiten Fluss dahin. 
   
Die Augen ziemlich starr aufs Gebüsch gerichtet, wir hoffen, eine Katze zu entdecken. Nichts, keine besonderen Vorkommnisse, schade... Ein Funkspruch reißt uns aus der Ruhe!
Mehrere Boote stehen schon da als wir heransausen. Zu sehen gibt es – nichts. Da irgendwo soll ein Jaguar sein... 
   
Nach einigem Warten rührt sich etwas im Gebüsch. Fehlanzeige. Dann Bewegung im Uferbewuchs. Ein großer Platsch, Wasser spritzt auf, Ruhe. Schließlich kommt ein Jaguarkopf im hohen Gras zum Vorschein. Sogar die brasilianischen Touristen verstummen (kurz). 
Ziemlich gegen die Sonne, der Körper von Grünzeug halb verdeckt. Er schüttelt sich, eine Wasserfontäne leuchtet kurz auf. Dann macht er kehrt und legt sich an den Rand des Uferbewuchses. Ende der Action. Da hilft auch längeres Warten nicht...
Auch wir verschwinden, denn der gebuchte Halbtag ist bald vorüber. Tja, den „Pflichtjaguar“ haben wir gesehen. Aber von einem „Jaguar-XL“ sind wir weit entfernt, daher möchten wir gerne nochmals durch die Wasserwege streifen...

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